Wir erwischen das Virus

Oktober 2020

Am 7. 10. trafen wir Freunde zum traditionellen Wildessen in der Chemistube in St. Stephan. 

Am 12. 10., Martinas Geburtstag, gab’s Pizza im Rebstock. Mir war ein wenig schummerig übers Wochenende.

Am 14. 10. fühlte sich Theres grippös. Sie liess sich testen. Am Freitag liess ich mich gegen Grippe impfen. Gegen Abend dann der Bericht: Theres ist Corona positiv. Ich fühlte mich wieder gut, und liess mich deswegen (leider) nicht testen, auf Anraten des Hausarztes.

Am 19.10. fällt bei Theres der Geruchs- und Geschmackssinn vollständig aus. Ich fühle mich zwar gut, aber ein wenig schlapp. 10 Tage Isolation und Quarantäne. Man kauft für uns ein, man besucht uns an der Haustüre….

Es gibt wieder um 2000 Fälle in der Schweiz, wir tragen alle Masken seit dem 12.10. auch draussen und in den Geschäften. ich resigniere. Ich bin ja zu der Zeit immer noch fest davon überzeugt, dass Corona nicht mit dem Weltuntergang gleichzusetzen sei. Aber dass Unsicherheit der Behörden und die Disziplinlosigkeit der Bevölkerung nun in chaotische Zustände münden, das gibt schon zu denken. In den Zeitungen überschlagen sich die Kommentierenden, die einen wollen nun gar nichts mehr von Massnahmen wissen, die andern möchten am liebsten wieder einen Lockdown, die Dritten schimpfen, wie immer schon, über die unfähigen Behörden. Nun ja, ich habe unsere Regierung auch schon souveräner erlebt! Aber wir sind ja nicht das einzige Land, das am Schleudern ist. Offenbar war zu lange der Wunsch der Vater des Gedankens: Es gibt keine zweite Welle. Was sonderbar ist: Es werden viel weniger positiv Getestete krank. Hier weiss niemand, weshalb. Mit dem einfachen Argument, dass das schon noch kommen wird, kommt man nicht mehr weiter. Allerdings ist unterdessen breit akzeptiert, dass es Kreuzimmunitäten geben muss, vielleicht sind nun bereits viele Leute teilimmunisiert. Wer weiss.

Aber das Unglück nimmt nun seinen Lauf!

27.10.20

Nun habe ich lange nichts mehr geschrieben. Es gibt eben auch nicht sehr viel Kluges zu sagen. Ich bin zu müde, um über Corona weiter nachzudenken. Ich lese einfach „dummes Zeug“, historische Romane und so. Unterdessen weiss kein Mensch mehr, wie es weitergehen soll. Man weiss nicht mehr, wie viele Menschen eigentlich angesteckt sind, und wie schwer krank sie werden – ganz zu schweigen davon, dass viele keine Ahnung haben, wo sie sich angesteckt haben könnten, so wie wir, respektive Theres.

Langsam greift die Situation eben auch die Psyche an. Das merke ich schon. Ich nehme mich auch mehr zusammen, weil dauernd streiten bringt es eben auch nicht. Aber die Lust, etwas zu unternehmen, wird täglich kleiner. Sogar das Aufschreiben oder Kommentieren macht keine rechte Freude mehr. 

Vor allem: Was soll man noch sagen: Die immer gleichen Kommentare von den immer gleichen Leuten locken doch echt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor!

Nun ja, wie erlebt man die Quarantäne? Gibt es einen Unterschied zum Leben vor- und nachher? Ich weiss es eigentlich nicht. 

29.10.20

Heute nun treten die neuen Massnahmen des Bundesrates in Kraft. Eigentlich haben wir die im Kanton Bern schon seit 14 Tagen. Es hat sich leider gezeigt, dass sie nicht so viel nützen. Also keine Fussballspiele mehr und überall Masken. Vielleicht muss man nochmals über die Bücher. Muss man nochmals über die Pandemie nachdenken. Ganz grundsätzlich. Nicht, dass ich mich nun unsolidarisch geben möchte. Ich bin kein „Corona-Leugner“.  

Es ist, wie es ist. Akzeptieren, dem Entscheid des Bundesrates nachleben, das ist momentan die Devise. Nur: Stellen wir uns einfach mal kurz vor, was wäre, wenn:

Wenn wir gar nicht mehr testen würden? Ein Grossteil der Getesteten sind negativ. Von den Positiven werden, je nach Alter, zwischen 1 und 14 % krank. Ist das Testen wirklich der Weg zur Verminderung der Ansteckungen? Die unendlich vielen Menschen, die überflüssig in Quarantäne sind, helfen die wirklich, die Pandemie einzudämmen? Oder sind sie einfach statistisch interessant? Oder wäre es sonst einfach wie bei der Grippe: Die Schwerkranken kommen automatisch ins Spital? Wäre es wirklich zu viele, wenn man nicht testen würde? Klar, es ist, wie es ist. Ein Doppelblindversuch liegt nicht drin. Dennoch gibt es Hinweise: Die wenigen Fälle in Afrika, Schweden mit seinem eigenen Weg….

Was wäre, wenn?

3.11.2020

Geht es nun ein bisschen herunter mit den Zahlen? Man weiss es nicht, aber man hofft. Corona trotzt den amerikanischen Wahlen. Vor vier Jahren wäre heute bis zum Überdruss über das Wahlprozedere geredet worden. Heute bis zum Überdruss Corona. Man muss sich wirklich abschotten, man muss auf sich aufpassen, denn die Versuchung, dauernd auf die Corona-Zahlen zu schauen, wird sehr gross; bei mir nimmt sie Suchtcharakter an.  

Aber nein, die Zahlen gehen nicht runter, im Gegenteil. Und nun beginnt eine Phase der Übersterblichkeit, mit der auch niemand gerechnet hat: Wir sind offenbar auf einer Geisterbahn angelangt.

Es ist auch schwierig, das „Volk“ zu überzeugen, dazu werden einfach, zynisch ausgedrückt, zu wenige richtig krank. Die aber, die richtig krank werden, belasten bereits die Intensivpflegestationen der Spitäler wieder wie im Frühjahr.

6.11.

Ich habe die Hoffnung verloren, das Trump abgewählt wird:

Heute ist Corona für einmal Nebensache. Heute ist Trump Trumpf. Es wird so herauskommen, wie ich es mir gedacht habe: Mit Jo Biden ist kein Staat zu machen, wie soll ein 78-jähriger Mann mit kognitiven Defiziten letztlich einen cleveren Bösewicht besiegen können? Da haben die Demokraten einen strategischen Fehler gemacht – wobei – vielleicht hat sich ja niemand der ernsthaften KandidatInnen verheizen lassen wollen, und aufräumen, was Trump vermasselt hat. Nur, wie ist die Lage dann in vier Jahren? Die Hoffnung, dass die Wahlen in den Senat eine, wenn auch kleine, Korrektur bringen werden, bleibt. Und auch, dass höchste Richter, selbst wenn sie konservativ sind, sich an die Verfassung halten werden, was ich fest glaube.

Darum wird es wohl nicht so schlimm werden. 

Für Corona ist noch nicht Zeit, ein paar Tage noch, dann ist wohl Trump wieder Präsident, und dann kann es von vorne losgehen. Vorläufig ist es aber noch ein hartes Rennen, das mit unfairen Methoden geführt wird. Es nimmt mich schon wunder, ob Trumps Kollegen wirklich soweit gehen werden und demokratische Grundregeln verletzen. 

Eigentlich sollte man sich ja auf meinem Alter nicht mehr so nerven. Man sollte eingesehen haben, dass es nichts bringt ausser Ärger. Und man kann ja nichts mehr bewirken, in einem Alter, in dem man unsichtbar geworden ist!

Und zum Glück habe ich mich getäuscht!

Aber Corona nimmt seinen Lauf: Heute fast 10’000 positiv Getestete.

Und fast niemand wird krank. Logisch, die, die organisch erkranken, werden zu schweren Fällen, es ist nicht einmal 1%, aber das gibt eben schon 100 schwere Fälle pro Tag, und das ist schlimm. Weiter gibt es wohl nicht viel zu sagen, vielleicht, dass Herr Berset die contenance verloren hat und die Spitäler beschimpft, die sich nicht (mehr) bevormunden lassen wollen. Oder dass die task force covid meint, man müsse nun wieder alles herunterfahren und bis Weihnachten ruhig zu Hause bleiben. Aber wie soll das akzeptiert werden, wenn die Meisten, die positiv getestet worden sind, gar nie richtig krank werden?

Es geht Angst und Unsicherheit um.

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