2021
4. Jan. 21
Es fällt schwer, etwas zu schreiben, was positiv tönt zum Jahresanfang!
6. Jan. 21
Es gibt jetzt etwas wie das Chaos im Chaos. Das BAG gibt bekannt, dass sich die englische Variante von CoV2 verhalte wie eine Epidemie in der Pandemie. Wie soll man das verstehen? Wie soll das der gewöhnliche Mensch interpretieren? Das Virus ist doch nicht so anders geworden, nur mutiert. Die Epidemie wäre dann also die Grippe mitten in der CoV2-Pandemie. Also wäre das CoV2 B117 Virus ein Ding, das eine andere Krankheit verursacht. Aber das tut es ja eben nicht!
Und das ist nun mal wieder typisch für verkopfte Menschen: Sich wichtig machen, Dinge auf eine Art erzählen, die dem Gewöhnlichen nur ein Schulterzucken ablockt. Gestern habe ich irgendwo ein Interview mit einer Frau gelesen, die für das Übersetzen von Gebrauchsanweisungen, behördlichen Anordnungen oder sonstigen Dokumenten verantwortlich ist. Sie sagt: Einfache Sätze machen. Nur ein Sujet pro Satz behandeln. Nach Möglichkeit keine Fremdwörter brauchen. Nicht Eindruck schinden wollen.
Einfach anständig mit den Gewöhnlichen kommunizieren. Weder mit wissenschaftlichen Wortklaubereien noch mit arrogantem Imperativ à la „Mach’s doch einfach“.
Wir haben nun offenbar einfach eine ansteckendere Variante des Corona-Virus gefunden. Das reicht. Passt bitte ein bisschen mehr auf. So etwa. Und: „Hilf bitte auch mit“, statt: „Mach’s doch!“.
18. Januar
Es gibt auch Schönes: Ich kann wieder zwei Jahre lang Auto fahren. Aber das nützt nicht gerade viel, im Moment. Wir haben ja seit heute wieder mal Lockdown.
Die Ereignisse haben sich überschlagen. Die englische Variante scheint effektiv viel ansteckender zu sein. Man hat sie in Wengen zuerst gefunden. Da hat sie offenbar ein Engländer eingeschleppt. Wie auch immer: Die Lauberhornrennen mussten abgesagt werden. Man war zu unsicher, wie viele Angesteckte sich in Wengen tummeln.
Unterdessen habe ich aber auch noch ein paar Tage im Sankholz verbracht, ganz allein, weil Theres nicht mitkommen wollte, da unsere Pisten (noch) nicht offen waren. Und da hat es zu schneien begonnen, fast 40 cm in einer Nacht! Insgesamt fiel fast ein Meter Schnee in zwei Tagen, es stand wieder einmal das ganze Land still. Es wurde DAS Thema für ein paar Tage, erfrischend.
Aber dann zurück zum Thema Corona. Die Zahlen sinken zwar, die Impfungen laufen an, aber die neue Variante scheint um sich zu greifen. Auf alle Fälle in einem Ausmass, die den Bundesrat bewogen hat, einen neuen Lockdown bis Ende Februar auszurufen.
Wir sind es müde! Und dennoch müssen wir da durch. Es gibt keine andere Lösung.
Es ist müssig, darüber zu streiten. Wir haben diesen Weg gewählt, wir müssen ihn gehen. Natürlich kann man kritisieren, was da angeordnet wird. Natürlich müssen Details angepasst werden.
Aber wir haben die Massnahmen zur Bekämpfung dieser Pandemie bereits letztes Jahr festgelegt und akzeptiert. Man soll die Regeln nicht während des Spiels ändern. Das ist eine alte Weisheit, die auch hier gilt.
Also leiden wir weiter, es bleibt nichts anderes übrig. Morgen werde ich geimpft.
Spannend ist halt, immer wieder zu lesen, wie die Meinungen sich dem Verlauf der Pandemie anpassen. Auch meine! Ich habe bisher noch nie Angst gehabt vor Corona, und wir haben es ja durchgemacht.
Aber dennoch: Aus einer skeptischen Einstellung zur Pandemie und den Massnahmen habe ich mich zu einem Befürworter der Verordnungen gemausert!
20. Januar
Mal schnell nicht Corona: Nun ist also Jo Biden Präsident. Ich habe bis zum letzten Moment meine Zweifel gehabt. Das ist an sich schon bedenklich, dass man daran zweifelt, dass ein gewählter Präsident dann auch Präsident wird. Und das in den USA. Es ist so viel passiert in diesen letzten Tagen der Amtszeit von Teump, dass man bald beinahe alles für möglich gehalten hat, auch, dass der Kongress die Wahl Bidens aus Angst vor dem Mob nicht bestätigen könnte.
Nun ist aber ein gewisses Grundvertrauen wieder da. Zum Glück.
Ich bin nun geimpft. Erste Dosis, im Inselspital. Es war gut organisiert, da gibt es nichts zu klagen. Der Arm zieht ein wenig, und ich bin müde. Sonst habe ich keine Folgen gespürt, bisher.
Ich nerve mich natürlich wieder darüber, dass die Zeitungen voll sind von Berichten über die Probleme beim Impfen, über Spekulationen, dass es in Norwegen Impftote gegeben hätte, und dass sich das Pflegepersonal nicht impfen lassen wolle. Um dann einen Tag später mehrere Verantwortliche von Pflegeeinrichtungen darüber klagen zu hören, dass man nicht das Pflegepersonal zuerst impfe, das doch sehnlichst nach der Spritze giere.
Ich nerve mich über Epidemiologen, die ihre Spekulationen öffentlich verkünden, selbstverständlich immer mit dem Hinweis, dass es auch ganz anders kommen könnte….
Man lernt seine Pappenheimer kennen, in dieser Pandemie. Epidemiologen gibt es offenbar wie Sand am Meer – warum werden die erst jetzt tätig? Frau Nartey, unsere Berner Kantonsärztin, gab kürzlich am Radio eine gute Antwort auf diese Frage: „Ja wissen Sie, zwischen Theorie und Praxis gibt es halt immer grössere Unterschiede, auch in der Wissenschaft.“ Ja, so ist das eben.
25. Januar
Wenn ich Zeitung lese fällt mir immer mehr auf, dass die allgemein vorhandene Verunsicherung sich oft in wütenden Kommentaren entlädt. Und dass viele Menschen, die grosse Angst vor einer Ansteckung haben, sich sehr aggressiv äussern. Dies betrifft oft auch Journalisten, die doch eigentlich kaltes Blut bewahren sollten, angesichts des Ernstes der Lage.
Gerade jetzt, wo wieder einmal wilde Spekulationen bezüglich der Virenmutationen um sich greifen, wäre das nüchterne Berichten, Erklären und Einordnen eine grosse Hilfe. Aber das geschieht leider nur selten. Viel öfter werden die Spekulationen ungefiltert und unkommentiert online veröffentlicht, ja, nicht selten liest man auch krasse Fehler! Beispielsweise liest man immer wieder vom „schlauen“ Virus, das sich durch Veränderungen Vorteile verschafft. Das ist gefährlich. Denn das Virus ist nicht „schlau“, die Mutationen sind zufällig und häufig, sie sind normal. Und es kann sein, das mutierte Viren dann leider vom Immunsystem nicht mehr erkannt werden, wie es eben beim Coronavirus Typ Sars-CoV-2 passiert ist. Aber in der Regel sind solche kurzfristigen Mutationen für unser Immunsystem kein Problem: Es erkennt sie weiterhin und entwickelt angepasste Antikörper. Aber hierzu, und das ist die Crux, müssen eben viele Menschen angesteckt werden, und das will man verhindern, damit unser Gesundheitssystem nicht zusammenbricht.
Heute habe ich einen solchen Artikel, in dem zum Ausdruck kam, dass der Autor letztlich mit seiner Verunsicherung nicht klargekommen ist, und dafür seine Mitmenschen verantwortlich macht, folgendermassen kommentiert:
„… Und wenn es dann doch passiert ist, was nicht hätte passieren sollen und können? Wenn man plötzlich Covid-19 hat, ohne dass man sich erklären kann, wo und wie man sich angesteckt hat? Wenn man mit gutem Gewissen sagen kann, dass man die Schutzmassnahmen geflissentlich eingehalten hat und trotzdem Corona positiv ist? Ja, dann hat man so etwas wie ein schlechtes Gewissen zu haben, man gehört irgendwie zur Gruppe der Verdächtigen. Isolation, Quarantäne sind vorbei, man ist wieder „draussen“. Covid-19 war, in unserem Fall, relativ harmlos. Bei Beiden. Eine gewisse Erleichterung also: Es war ja gar nicht so schlimm, auch wenn wir altersmässig zu den echten Risikopersonen gehören. Doch ich spüre die Angst, die Verunsicherung, die Wut der (noch) Nichtbetroffenen seither viel deutlicher. Sie wird auch im obigen Artikel ja irgendwie zum Grundgedanken. Dennoch. Wenn ich das lese, dann überkommt mich das Gefühl, Coronanegative und -positive gehörten zwei verschiedenen Welten an. Und ich habe Mühe mit der Art und Weise, mit der der Autor seine Ängste und Verunsicherungen in eine Wut über die überhebliche Selbsteinschätzung der „Anderen“ umzugiessen versucht. Eine Überheblichkeit, die auch bei ihm selber zum Ausdruck kommt, notabene“
Die Fallzahlen sinken in der Schweiz. Es wird schwierig, die Massnahmen der Bevölkerung zu „verkaufen“. Die Widerstände werden stärker. Immer wieder müssen Partys, Feste, Feiern von der Polizei aufgelöst werden.
Dabei wäre es doch jetzt so wichtig, cool zu bleiben. Noch ein paar Monate, und wir haben es geschafft. Aber eben, die Medien müssten hier auch etwas beitragen: Objektivität und Unaufgeregtheit.