05.05 2021
Nun, Alltag. Alltag ist CoV-2, man versteht die Welt so wenig wie in einem Krieg, man weiss nur, dass man machtlos ist. Das man geführt, geleitet, ja, versklavt wird. Der eigene Wille wird gebrochen, nicht, weil man irgendwie gezwungen, ja, gefoltert würde, sondern, weil einem die Gelegenheit zu einem normalen Leben gestohlen worden ist.
War dies beim ersten Lockdown noch ein neues, fast spannendes Erlebnis, das neue Einsichten gewährt hatte, ist es nun, nach mehr als einem Jahr, nur noch lästig. Man akzeptiert die Situation, denn wer A gesagt hat, muss auch B sagen, es hat ja wirklich keinen Sinn, so viele Opfer zu bringen, nur um dann mitten im Spiel die Regeln zu wechseln. Aber dennoch, eine gewisse Hilflosigkeit unserer Obrigkeit ist nicht zu übersehen. Auch ein gewisses Unbehagen scheint da mitzuschwingen; eine Unsicherheit, wie die Geschichte diese Pandemie beurteilen wird. Klar ist, wir sind nicht mehr bereit, auch das kleinste physische Gesundheitsrisiko zu akzeptieren, riskieren dafür lieber psychische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Schäden ungeheuren Ausmasses.
Der Mensch ist haltlos geworden. Religionen sind, so scheint es, nur noch für Fanatiker, die andern dulden sie bestenfalls noch oder leben davon ohne gross etwas zu bewirken. Geburt, Leben und Sterben ist kein grosser Bogen mehr, Überleben ist das grosse Wort.
War zu Beginn der Pandemie noch eine gewisse Bereitschaft zu gesellschaftlichen Veränderungen, zu Konsumverzicht und Neuanfang spürbar, so wird nun immer klarer, dass das Ziel der Menschen „Impfen und zurück zur Normalität“ ist. Alle reden nun davon, dass „es bald vorbei sein wird“, ohne sich Gedanken zu einer Wende zu machen. Das ist natürlich auch der Tatsache zuzuschreiben, dass er nun einfach zu lange gedauert, der Ausnahmezustand.
Klar, wie früher geht es nicht mehr. Wie zu Zeiten der Pest und der Cholera, als man die Patienten einfach isoliert hatte, die Schwachen sterben liess und die Starken überlebten. Heute kann man „etwas tun“. Die Menschheit, jedenfalls die auf der nördlichen Halbkugel, hat ja ihre Effizienz bewiesen. Das kann man nicht wegdenken – auch wenn dabei mitschwingt, dass die Menschen in Afrika oder Indien, in Brasilien und anderswo im Süden aussen vor geblieben sind. Indien als der grösste Impfstoffproduzent hat die grösste Todesrate. Natürlich sind die selber schuld, wenn sie alle zusammen im. Ganges baden und ihre Toten in Hinterhöfen zwischen Holzpaletten verbrennen. Aber woher kommt das wohl? Indiens Oberschicht denkt immer noch europäisch. Sie sind die echten Nachfolger der europäischen Kolonisatoren. So haben wir Europäer sie halt erzogen.
So schön, dass wir Schweizer keine Europäer sind, oder?