September 2022 2

Tagebuch vom 27.09.22

Vor mir ein leeres Blatt. Und in meinem Kopf: Ein leeres Gehirn. So ist es. Manchmal ist das ganz einfach Selbstschutz! In diesen Zeiten, und in meinem Alter ist das eine manchmal notwendige Abwehrreaktion.

Mit realen Gefahren umzugehen ist das Eine: Mit Klima, Energie, Wetter und den alltäglichen Situationen.

Aber willkürliche, erratische Handlungen mächtiger Männer ertragen zu müssen, das ist problematischer und bringt mich an den Rand der Panik. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, was jemanden dazu bringen kann, Krieg zu führen, das konnte ich noch nie.

Dass dazu noch unser Vermögen schrumpft und das Alltagsleben teurer wird, macht die Sache nicht besser.

Unser Gesundheitswesen ist krank. Das weiss man nun schon lange. Und gerade heute hat sich wieder ein Exponent des BAG zu den steigenden Prämien geäussert – oder besser eben wieder einmal mit vielen Worten nichts gesagt -, versprochen, dass man ganz viele Dinge in der Pipeline habe (seit wie vielen Jahren schon?), die die Situation entschärfen würden – ich sage nur: Ha!

Draussen regnet es, wieder einmal in Strömen, das ist man sich gar nicht mehr gewohnt!

Hyperaktive Frauen beschimpfen uns Männer wegen der AHV-Abstimmung. Sie gaukeln uns ein Frauenbild vor, das für mich einfach nicht mehr stimmt. Ich weiss ja, dass die Gleichstellung noch nicht erreicht ist, ich weiss aber auch, dass viele Frauen trotzdem gute Anstellungen haben. Ich lese auch die Statistiken, die besagen, dass in vielen Berufen des tertiären Sektors die Frauen bei der Ausbildung die Mehrzahl stellen, dann aber einfach verschwinden, sobald sie Familie haben. Daran sind, davon bin ich überzeugt, nicht ihre Partner schuld.

Mag sein, dass der Entscheid, dass der Mann weiter arbeiten geht und die Frau bei den Kleinkindern bleibt, oft eine historische Komponente hat, die pragmatisch verstärkt zum Entscheid beiträgt, dass die Frau mit den Kindern zu Hause bleibt; mag sein, dass die fehlende oder zu teure KITA das Zünglein an der Waage spielt; mag sein, dass weitere äussere Bedingungen beim Entscheid mitspielen. Tatsache ist und bleibt aber, dass diese Frauen den Entscheid mittragen oder sogar für sich selbst fällen.

Es ist nicht mehr akzeptierbar, uns „reichen, alten, weissen“ Männern alle Schuld am „Unglück der Frauen“ in die Schuhe zu schieben. Frauen – sehr viele Frauen zumindest – entscheiden selbst über ihr Curriculum und brauchen kein Mitleid.

Unser Mitleid dagegen brauchen Menschen, alle Menschen, denen das Schicksal, das Umfeld, ihre Persönlichkeit eine gute Ausbildung verwehren, und die dann in schlecht bezahlten und harten Jobs ausharren müssen. Denen muss geholfen werden, und nicht einfach „den Frauen“. Diese Mitmenschen müssen sich früher aus dem Erwerbsleben zurückziehen können, alle müssen einen Lohn beziehen können, der zu einem anständigen Leben reicht. Es ist ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft, dass wir immer noch tolerieren, dass Menschen ein volles Arbeitspensum erbringen und trotzdem im Prekariat leben, Sozialhilfe beziehen müssen. Dass viele dieser Menschen Frauen sind, bestreite ich nicht. Die Versuche gewisser politischer Kreise aber, unsere Gesellschaft in arme junge Frauen und reiche alte weisse Männer zu spalten, führt nicht zum Ziel, das da zu erreichen wäre: Eine solidarische Gesellschaft, die so viel umverteilt wie nötig, fei nach Mani Matter:
„Dene wos guet geit giengs besser, giengs dene besser, wos nid e so guet geit“!

Nun habe ich also doch noch etwas zu Papier gebracht. Und um auf den Anfang zurückzukommen: Wann endlich organisieren wir unser Gesundheitswesen so, dass die Wohlhabenden mehr bezahlen als die, denen es nicht so gut geht?

Weshalb ist es nicht möglich, die Grundversicherung zu organisieren wie die obligatorische Unfallversicherung, nämlich mit Lohnprozenten und einer Einheitskasse mit der Möglichkeit, sich privat besser zu versichern, und zwar ohne Quersubventionierung wie heute?

Weswegen muss die AHV mit Mehrwertsteuerprozenten mitfinanziert werden und nicht durch die sozial viel gerechteren Lohnprozente?

Warum ist die Zahnmedizin nicht teilweise Bestandteil der Grundversicherung, Luxusoperationen zum Teil aber schon?

Wieso leisten wir uns das kapitalintensive Pensionskassensystem, das zum Beispiel Immobilien krass verteuert, weil das viele Geld der Kapitalversicherungen ja irgendwo angelegt werden muss, statt einer weiteren lebenskostendeckenden Umlageversicherung wie die AHV?



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