Tagebuch vom 25 05 27
Endlich mal wieder das Büro gemacht. Und gemerkt, wie man plötzlich wieder auf das Geld aufpassen muss. Obwohl man nicht selber schuld ist. Aber wenn die Krankenkasse zweimal im Jahr 8900 Franken kostet (und ich habe nachgeschaut, vor 20 Jahren waren das etwa 6000 Franken im Jahr!! gewesen). Von den Steuern nicht zu sprechen.
Und das Essen: Fast 200 Franken bezahlt man jetzt in einem guten Restaurant zu zweit. Vor zwanzig Jahren waren das noch so 80 Franken.
Warum schreibe ich das? Eben, weil ich heute mal wieder die Bank gemacht habe.
Ich hätte nie gedacht, dass ich nochmals in meinem Leben (ein bisschen) aufs Geld achten müsste. Aber es soll mir ja nicht weniger gut gehen als dem Rest der Welt.
Immerhin leben wir hier ja noch in Ruhe und Frieden, haben ja wieder einmal fast ein schlechtes Gewissen, dass es uns (noch?) so gut geht.
Nun wird heute also mein drittes Enkelkind (blödes Wort) volljährig. Ich habe doch dieses Wort nun nachschauen müssen, ich werde alt! Bleiben zwei, die noch zwei Jahre lang Kinder bleiben, im rechtlichen Sinn. Dann kann ich als Opa abtreten. Dann bin ich nur noch ein alter weisser Mann.
Über die Welt äussere ich mich nicht. Trump spinnt, Putin spinnt, Netanyahu spinnt, wenn man das, was diese Bösewichte tun, noch spinnen genannt werden darf. Sie nehmen die Welt auseinander. Das wiederum treibt seltsame Blüten: Gibt es doch deutsche Intellektuelle, die in Bücher schreiben, dass die Bundesrepublik den Lead in Europa übernehmen müsse. Welche Hybris! Da treibt der Antisemitismus wieder Blüten (kann man ja am Rande noch gerade ein wenig Verständnis haben weswegen), die Judenfrage treibt die Welt um, die Palästinenser im Gazastreifen werden getötet, man gedenkt der 80 Jahre, seit das letzte KZ befreit worden ist – und ein deutscher Professor schreibt, die Deutschen sollen die Führung in Europa übernehmen: der spinnt auch. Natürlich muss Europa Europa werden, nicht einfach eine Ansammlung von streitenden Kleinstaaten bleiben, die sich unter der Glucke USA verstecken, wenn der böse Adler kommt. Aber doch nicht so!
Es wird ja schwierig sein, 27 oder noch mehr verschiedene Sprachen, Mentalitäten, Staatssysteme und Lebensgewohnheiten unter einen Hut zu bringen, aber der kleinste gemeinsame Nenner muss nun gefunden werden.
Es wäre ja so einfach: Alles ist gut vorbereitet. Man muss nur wollen. Und wenn man zusammenarbeiten und Neues gestalten will, dann überwindet man auch den Populismus, der geboren ist aus dem Frust der Menschen, dass in der Politik immer noch zu viel geredet und zu wenig gehandelt wird.
Und dann noch die Anekdote: Die SP Schweiz vergisst, ihrer Ikone Christiane Brunner eine Todesanzeige zu widmen! Gschämig!