15. März 2021: Schwer ist’s Optimist zu sein

Ich bin erstaunt! Jetzt habe ich mehr als einen Monat kein CoV-Protokoll mehr geschrieben. Ja, ich habe genug! Ich habe es so meinen Freunden mitgeteilt:

“ Bonjour meine Lieben,

Ja, es ist nun schon ein wenig lange her seit meinem letzten Mail. Aber Zeit ist gegenwärtig ein relativer Begriff. Eigentlich geht sie im Moment langsam vorbei, aber trotzdem bleiben viele Dinge unerledigt. Man verschiebt alles auf Morgen, man ist halt ein bisschen neben den Schuhen in diesen struben Zeiten. 

Da man bei uns bis zum 22. Februar nichts einkaufen konnte und noch immer alle Restaurants geschlossen sind, verziehen wir uns oft auf unseren Berg. Aber auch da ist nichts wie gäng. Auch hier kann man in kein Restaurant, auf keine Terrasse, ein take-away Hotdog mit einem Glas Weissen im Stehen ist das höchste der Gefühle. Man leidet. (Dafür habe ich mich nun endlich aufgerafft, meine Briefschulden abzuarbeiten.)

Aber eine gastronomisch erfreuliche Ausnahme in dieser CoV-2-Tristesse gibt es: Es sind die (fragt mich nicht weshalb!) offenen Hotels. Die haben teilweise auch die Bewilligung, ihre Gäste im Restaurant zu verköstigen. Das haben wir nun zweimal in unseren Bergdorf St. Stephan gemacht. Es war ein Trost! So ein feines Wienerschnitzel mit echten Pommes frites, und das an einem Beizentisch –  mmh! Diese Woche geht es mit Freunden nach Montreux, nochmals ins Hotel und wieder ins Restaurant. Huh, wie ich mich freue! Und das dann erst noch im feudalen Erstklasssalonwagen aus dem 19. Jahrhundert. 

Für Theres ist es natürlich nicht ganz so, sie leidet ja immer noch unter Geruchs- und Geschmacksverlust. Sie tut mir leid. Aber auch für mich ist es nicht ohne: Alleine Feines essen ist auf die Dauer nur bedingt zufriedenstellend! Deshalb geniesse ich diese Ausnahmen besonders!

Ich bin nun geimpft. 2x mit Pfizer Biontech. Ich kann mich also nun frei bewegen. Ich hoffe, dass auch meine diesbezüglich zu junge Frau endlich auf die Impf-Liste kommt, damit sie sich nicht testen lassen muss, wenn man wieder reisen können wird. Denn das wollen wir im Frühjahr tun. Wir denken, dass wir um meinen Geburtstag herum mal ein Uzès-Reislein machen werden.  Ist jedenfalls in Planung, Corona sei’s geklagt, wenn’s nicht klappen sollte, denn der Wein und das Öl sind uns nun endgültig ausgegangen. Und das ist schlimm.

Aber sonst dann halt im Juni 2 Wochen in Bormes-les-Mimosas, das ist fix und muss unbedingt drinliegen. Und vorher oder nachher nochmals eine oder zwei Wochen in unserer alten Heimat Uzès, das auch. Sonst drehe ich endgültig durch!

Wenigstens habe ich ein kleines Werklein in Arbeit, das mir echt Freude macht: Alle meine Weihnachtsgedichte und -briefe redigieren und in einem Büchlein zusammenfassen will ich. Und es geht recht schön vorwärts.

Von Theres höre ich, dass es Euch den Umständen entsprechend gut geht. Ich hoffe ja sehr, dass wir uns im Frühling oder Sommer wieder einmal sehen können, und zwar auf der Place aux herbes in einem Bistro bei einem Pastis ohne Maske, gopfridstutz….

Es stimmt, ich bin ein bisschen mürrisch im Moment, dabei müsste ich doch eigentlich froh sein, dass wir mehr oder weniger unbeschadet durch die Krise gekommen sind. Wenn ich daran denke, wie es einen Teil unserer Bekannten vor allem im Gastgewerbe getroffen hat, oder wie unsere Grosskinder in den Schulen unter ihren Masken wegen dem ständigen Lüften schlottern, wie sie daran gehindert werden, ihre Gspändli zu treffen, dann habe ich wirklich Angst, dass sie einen dauerhaften Schaden erleiden werden. Unsere Zoé ist jetzt siebzehn, sie war schon vielmal in Qurantäne und einmal im Homeunterricht, und das im zweiten Jahr im Gymnasium. Ich habe Bekannte, deren Grosstochter seit drei Semestern an der Uni studiert und die Universitätsgebäude noch nie von innen gesehen hat. Da stellt sich halt dann schon die frage der Generationensolidarität: Darf man so rigoros ins Leben der Jungen eingreifen, nur damit wir Alten geschützt sind? Ja, klar, es geht um die Überlastung der Gesundheitseinrichtungen. Aber die sind bei uns im Normalmodus. Ich weiss nicht. Ich bin besorgt.

Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen im normalen Leben!!!! Das wird schön!

Liebe Grüsse

vom Pe (und auch von Theres)“

Mit dem Widerstand gegen die Corona-Massnahmen wird es immer ernster. Die Menschen stürzen sich regelrecht auf die Widersprüche der Anordnungen. Kaum jemand kann mehr verstehen, weshalb zum Beispiel die Terrassen in den Skigebieten geschlossen bleiben müssen und sich die Take-away-Essenden dafür um die Ausgabestellen scharen, natürlich ohne Maske, da sie ja essen wollen. Wieviel einfacher und sicherer wäre es doch, sie an Zweiertischen zu platzieren!

Nun waren wir zweieinhalb Wochen im Sankholz, meist bei Sauwetter, dennoch, ein paar Sonnentage gab es schon. Und Essen mit Übernachten im Diana, in Montreux und nochmals im Diana. Das habe ich genossen. 

Heute Nacht konnte ich nicht schlafen, und es huschten mir viele Fragen durch den Kopf. Die Meisten habe ich schon wieder vergessen. Doch die heftigste ist mir geblieben: Wie kommen wir da wieder raus? Es muss doch nun langsam einen Weg geben, der sich nicht an China orientiert, wo die ganze Bevölkerung in Geiselhaft ist. Denn: Das Virus wird bleiben. Und trotzdem werden wir wieder ein normales soziales, wirtschaftliches und psychisches Leben führen müssen, sonst wird man wahnsinnig. Unsere Freiheiten werden zurückkommen müssen. Unsere Institutionen werden wieder normal funktionieren müssen und das unter Inkaufnahme der Tatsache, dass weiterhin Leute erkranken und vielleicht auch an Covid sterben werden, wie an Grippe.

Die Option „Gesundheit first“ muss so bald als möglich relativiert werden, sonst gehen wir als Gesellschaft in eine gefährliche Richtung. Ich denke, das tun wir schon jetzt! Es ist gut, dass der Volkswille wieder erwacht, auch wenn es manchmal laut wird und populistisch.

Kurz und gut: Die Gesundheit des Individuums ist nicht das höchste aller Güter. Ich glaube, auch diese Lehre sollten wir aus der Pandemie ziehen. Vor allem, wenn es darum geht, Menschen ungeachtet ihres Alters und Gesundheitszustandes vor einer CoV-2 Infektion zu schützen. Und dies, indem man den jüngeren Mitmenschen das Leben fast unerträglich schwer macht (jedenfalls auf die Dauer), und die Alten einsperrt.

Wir haben leider in unserem Land kein Gesundheitsministerium. Wir haben nur ein Bundesamt mit unheimlich vielen Kompetenzen, denen es oft nicht gerecht wird, und deren Personal niemandem politisch Rechenschaft ablegen muss. Ausserdem ist das Amt äusserst hierarchisch aufgebaut, und Personen ploppen nur auf, wenn Medien sie ausfindig gemacht haben und angreifen. Sonst hat man keine Ahnung, wer uns eigentlich all die Massnahmen aufbrummt, denn der Bundesrat ist ja letztlich nur das Sprachrohr. Unser Gesundheitsminister ist Innenminister und Jurist, und der einzige Mediziner im Gremium ist Aussenminister und hält sich schön im Hintergrund.

Es ist schwer, Optimist zu bleiben….

Ein Gedanke zu „15. März 2021: Schwer ist’s Optimist zu sein

  1. Lieber Pe
    Urs hat mir eben deine Zeilen gezeigt! Es geht mir genAu gleich, langsam habe ich es satt!, der Deckel fällt mir auf den Kopf ( Gring)!
    Wir gehen am 10. Mai zur 2. Impfung und dann hoffe ich, dass das Leben wieder Fahrt aufnimmt!
    Morgen spiele ich seit eeeewig wieder einmal Tennis 😃😃
    Urs hatte bereits den Flugplan für Sardinien konsultiert, ist wahrscheinlich auch nicht realistisch. In Collias sind sie noch sehr eingeschränkt. Marc und Françoise wollen aber ende Juni wieder mit uns Radferien machen an der Loire??? Warten wir es ab!
    Wir melden uns nach der 2. Impfung für ein Treffen!

    Häb düre, es cha nume no besser wärde – bisous U&U 😘😘

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